Passend zum Wetter hat sich die ARGS an diesem Samstag morgen in der Waschküche von Petra Seikowski eingefunden. Der ungewohnte Ort stand auch ganz im Zeichen neuer Kontakte: zu Besuch ist aus Rheinland-Pfalz ein Teil der RAM angereist - Andreas Magenheimer und Torsten Schall.
Für einige Bewohner des Mehrfamilienhauses in Stuttgart Bad Cannstadt wird der morgendliche Gang in den Keller sicher noch eine Weile in Erinnerung bleiben - genauso wie für mich der verdutzte Gesichtsausdruck einer dieser Personen. Es mag ja auch ungewöhnlich ausgesehen haben, wie sich 13 Gestalten in einem kleinen Raum rund um einige in der Raummitte aufgestellte Tische scharrten. Auf den Tischen Hi-Tech pur: mehrere Monitore, Netzteile, Ataris, Festplatten, Kabel, Joysticks, zeitweise ein Amiga und anderes Zeugs. Kurzum: alles, was für ein ARGS-Treffen irgendwie wichtig sein könnte.
Dieses begann anfangs sehr zwanglos, doch bald besann sich Holger Pfeil auf seine Rolle als ältester Anwesender und übernahm die Moderation des offiziellen Teils. Wie immer gab es Berichte über die individuellen Atari-(nicht)aktivitäten der letzten Zeit.
Holger ist der Ajax-Geschichte auf der Spur. Aus Neugierde mußte der 8.33 MHz Quarz aus Holgers XF551 einem 8 MHz Quarz weichen. Siehe da: es funktionniert - der Atari ST kann nun auf der XF551 formatierte 3.5" Disketten verdauen und umgekehrt (die XF551 wurde natürlich vor dem letzten Treffen schon auf 3.5" umgerüstet). Einziger Wehrmutstropfen: durch die ganzen Basteleien hat sich ein Atari ST verabschiedet - trotz eines neuen Sockels (oder gerade deswegen?). Der Erfolg des 8 MHz Umbaus macht Lust auf mehr: kann der 16 MHz Ajax-Controller aus dem Atari ST für eine neue Atari-Floppy oder gar die XF551 verwendet werden? Wäre es möglich, den Ajax mit 16 MHz, den Microcontroller aber, der für die Kommunikation mit dem SIO-Bus zuständig ist, weiterhin mit 8 MHz zu betreiben? Diese Fragen führten zu einer Diskussion in der Runde über den Sinn und Unsinn neuer Diskettenformate und -Laufwerke für den Atari. Hier einige Stichworte:
Holger wies darauf hin, daß auch GALs mit der Zeit ihre Programmierung verlieren (nach ca. 10 Jahren). Dies betrifft z.B. auch das 1050 Turbo Modul der Fa. Engl, in dem ein GAL eingebaut ist.
Bei SIO2PC ist "nomen" nicht unbedingt "omen", meinte sinngemäß Karolj Nadj und stellte seine Neuentdeckung vor. Es handelt sich um ein Programm mit dem Namen "800XL Deejay". Dieses holländische Programm läuft auf einem Atari ST oder dem Falcon und kann mit dem SIO2PC-Kabel wunderbar umgehen. Ein Atari XL/XE bootet ohne Probleme von der ST Festplatte, kann auf 8 virtuelle Laufwerke zugreifen und sogar vom normalen DOS 2.5 aus ST-Dateien lesen. Dabei ist "800XL Deejay" schon ziemlich alt; ist eigentlich ein Wunder, daß bislang davon noch nie zu hören war? Zu finden ist es auf der Pool CD-ROM, im PC-Verzeichnis. Auf dem Falcon läuft das Tool, wie erwähnt, auch. Dort muß allerdings zunächst eine Hardware-Änderung am seriellen Port vorgenommen werden. Angeblich muß ein Fehler der seriellen Schnittstelle am ST auch im Falcon "eingebaut" werden. Ein XFormer-Kabel wird von "800XL Deejay" leider nicht unterstützt. Das direkte Kopieren von XL-Files auf den ST ist aus Sicherheitsgründen gesperrt. Es wird wieder möglich, wenn "Gemini" installiert ist (was das auch immer ist), allerdings dann auch nicht immer. Probleme hat Karolj nur dann gehabt, wenn das SIO2PC-Kabel zu nahe am Monitor lag. BiboDOS meldet dann des öfteren Fehler Nummer 138.
Andreas Magenheimer hat ähnliche Phenomäne auch beim XFormer-Kabel beobachtet.
Stefan Lausberg: "APE ist geil". Dateien lassen sich raus- und reinziehen, über SIO2PC kann man drucken...
Jürgen sucht immer noch nach Unterlagen über den PC-Tastatur-Controller. Die Tastencodes finden sich überall, aber eben nicht die notwendigen Pinbelegungen und Protokollinformationen. Ohne diese Informationen läßt sich eine PC-Tastatur nicht so einfach an den Atari anschließen. Gesucht wird ferner ein PC-Festplattenprüfprogramm, welches auch IDE-Festplatten auf der untersten Ebene überprüfen kann. Leider lassen sich diese Festplatten nicht auf die Finger schauen und verwalten ihre defekten Sektoren im Verborgenen.
Es fand ein kleines Intermezzo statt, weil einige Leute dringend ihre Parkuhren füttern mußten. (Am Ende gab es trotzdem mindestens einen Strafzettel).
Nun kam die RAM zu Wort. Andreas Magenheimer stellte die Mitglieder, ihre Interessen und Fähigkeiten vor. Auch die Entstehugsgeschichte der Regionalgruppe wurde aufgezeichnet. Hier die Details:
Die RAM besteht augenblicklich aus fünf Mitgliedern: Torsten Schall, Andreas Magenheimer, Markus Römer, Tobias Hang und Stefan Dorndorf. Markus und Tobias kommen etwas seltener zu den Treffen, die formloser sind als die Treffen der ARGS. Markus macht das TOP-Magazin, kennt sich auch mit Musik aus. Tobias hat wenig Zeit, programmiert aber gut in Turbo Basic. In Quick und Pascal programmiert er ebenfalls, allerdings nicht so gut wie in TB. Raimund ist auch bekannt unter dem Pseudonym "Highländer Soft" - er Programmiert viel. Andreas ist für PR-Aufgaben der RAM zuständig, schreibt Texte, Informationen, organisiert das eine oder andere (vor allem Messen). Programmieren und Musik sind nicht seine Stärken, aber ab und zu probiert er auch auf diesen Gebieten etwas. Torsten ist der Hardware-Guru der RAM. Zu seinen Projekten zählen u.a. ein Patch für die XF551, Nachbau des XE Gamesystem Interfaces, SIO-Buchsen-Steckleiste (mit Hilfe eines Layout-Programms), für den Jaguar eine Video- und Soundanschlußbox. Als Sammler hat Torsten das Feld der Atari Betriebssysteme für sich entdeckt. Bald werden auch sicher Atari GALs in die Sammlung aufgenommen, um sie für die Nachwelt zu bewahren. Seinen ersten XL hat Torsten 1987 gehabt. Nach einer Pause hat er 1991-92 wieder mit dem Atari 8-bit angefangen. Um diese Zeit hat er Stefan Dorndorf beim Bund kennengelernt, was den Weg zur RAM bereit hat, die 1995 auf der JHV gegründet wurde.
Weiter ging es in der Runde mit Petra. Sie war ganz brav und hat den XL nicht angerührt.
Stefan Lausberg hatte ganz andere Probleme: er war beim Arzt (schade, daß Ärzte keine XLs verschreiben :) und hatte viel Unistreß um die Ohren. Die ARGS-CD-ROM nimmt langsam Gestalt an, aber zur JHV reicht es sicher noch nicht. Sie soll gescheit werden und das braucht seine Zeit. Vor allem soll es brauchbare Indexfiles geben, damit die Suche nach Programmen nicht so schwer ist wie bei der Pool CD-ROM.
Die CD-ROM brachte die Anwesenden auf die Idee, über alte Spiele zu diskutieren. Es ging um das Thema Raubkopien. Dazu wurde auch vermerkt, daß einige ehemals kommerzielle Spiele als PD freigegeben wurden. Dazu zählt auch Alternate Reality, für das Philip Price höchstpersönlich im Internet kein Interesse mehr angemeldet hatte. Die Runde sprach auch über alte Spiele insgesamt. In der Blütezeit des Atari stand die Spielidee oft viel stärker im Vordergrund als bei den heutigen Titeln. Auch mit einfacher Grafik läßt sich ein spannendes Spiel gestalten, Hauptsache die Spielidee stimmt. Oft sind es die ganz alten, einfachen Spiele, die auch nach Stunden noch nicht langweilig werden. Das Gespräch gleitete ab auf gelungene und mißlungene Spieleumsetzungen für verschiedene Computersysteme. Paradroid wurde als Beispiel für eine gelungene ST-Umsetzung eines alten Antic-Spiels genannt. Einige Leute in der Runde sprachen über Schachprogramme. Darauf Holger: "Oh, das gibt's aber auch als Brettspiel" (alle: *lach*) (Holger hat etwas ganz anderes gemeint :)
Nach dem Spielethema ging es weiter in der Runde mit Winni. Es ist für ihn das erste Treffen seit einem Jahr. Der Atari steht bei ihm daheim unter dem Tisch. Als eingefleischter Mac-Fan wird er sich auf jeden Fall den XL-Emulator für den Mac besogen (Rainbow). Winni wollte wissen, ob auch die folgende Kombination lauffähig wäre: erst ein PC-Emulator auf dem Mac und darauf dann SIO2PC. Sind Probleme mit dem Timing zu erwarten? Als Antwort kam, daß wohl das DOS entscheidend sein könnte.
Jochen Scharrlach machte die ARGSler darauf aufmerksam, daß mehrere ARGS-Mailinglisten auf dem LISTSERV-Server der BA-Stuttgart existieren. Dort sollten sich so viele ARGS-Mitglieder wie möglich eintragen, damit die ARGS-News zukünftig vorwiegend auf diesem Wege verteilt wird. Des weiteren ging es um die 1MB-Filmdemo für die JHV. In diesem Jahr soll eine Packroutine helfen, daß der Film länger wird. Die Frage ist nur ob alles rechtzeitig fertig wird? Als Framerate werden 6 Frames/s angestrebt. Der Film könnte dann über etwa eine Minute gehen. Die Länge ist aber letztendlich von der Packrate abhängig.
Holger hat insgesamt drei Nachwuchs-ARGS-Mitglieder mitgebracht, die zwar nichts zu berichten hatten, aber doch einigen Gefallen an XL-Spielen gefunden haben.
Das Tolle an einem ARGS-Treffen ist, daß keiner zu verhungern braucht. Dieses Mal waren wir jedoch nicht auf griechiches Essen angewiesen und konnten zwischen italienischen, schwäbischen, chinesischen, amerikanischen und jugoslawischen Spezialitäten wählen. Die Wahl fiel auf den "Laubwirt", ein heimisches Lokal am Bahnhof. Ausgestattet mit vielen großen und bunten Regenschirmen machten wir uns auf den Weg zum Futterplatz. Schade nur, daß kein großer Tisch für die ganze Gruppe frei war, aber auch so kam es in den Kleingruppen sicher zu interessanten Gesprächen. An meinem Tisch hatte ich die Ehre, mit unseren Gästen aus Rheinland-Pfalz zu sitzen.
Wohlgenährt kehrten wir dann nach einiger Zeit in die Waschküche zurück, nicht ohne vorher noch in einem Spieleladen einige Jaguar-Spiele begutachtet zu haben.
Der zwanglose Teil ging dann noch eine Weile. Es gab Demos zu begutachten (nette Bumpmaps), Spiele, eben alles, was dazugehört.
Irgendwann einmal war Schluß und alles machte sich auf den Heimweg. Das nächste ARGS-Treffen ist am Samstag, den 20. September 1997, Um 10 Uhr. Diesmal wieder in Stuttgart-Rot (Zuffenhausen) im Gemeindezentrum gegenüber der Haltestelle Fürfelder-Straße. So ein Treffen ist für alle da, also kommt zahlreich.