Die 16-Bit Revolution
Sollte es das Jahr der 128-KByte-Computer werden?
Es sah zumindest so aus, denn Commodore präsentierte den C128, Atari
den 130XE und Schneider etwas später den CPC 6128.
Allen Computern gemeinsam war, daß sie den Speicher umständlich per
´Bankswitching´ verwalten müssen, denn die 8-Bitter konnten nicht mehr
als 64-KByte verwalten.
Commodores C128 wurde als ´3 Computer in einem´
angepriesen und tatsächlich bot er einiges fürs Geld: Er hatte zwei Prozessoren: einen Z80 und einen 6502-kompatiblen
Prozessor, der allerdings doppelt so schnell war, wie der des C64. Er war sogar
kompatibel: Mit GO 64 konnte man in einen (fast) perfekten C64-Modus
schalten, dank des Z80-Prozessors konnte man die ganze CP/M-Programmpalette
nutzen und der C128-Modus besaß einige Verbesserungen. Die Vorteile des Computers
lagen brach, denn warum sollten die Softwarehäuser speziell für den C128 entwickeln,
wenn der sowieso die ganze C64-Software nutzen konnte? Angesichts inzwischen Millionen
verkaufter C64 scheuten die meisten das Risiko.
Der Atari 130XE hatte schon das
Gehäuse seines großen Bruders, dem Atari ST, der wenig später für Aufregung sorgen sollte.
Technisch war er weitgehend identisch mit der XL-Serie. Kurze Zeit später erschien dann
sein kleiner Bruder, der 800XE, der nur 64 KByte RAM besaß. Die 64 KByte mehr beim 130XE
werden meistens als RAM-Disk benutzt.
Im Januar bewahrheiteten sich die Befürchtungen von Commodore, die immer noch
versuchten, aus dem Videospiel Amiga einen Computer zu machen: Atari stellte den
Atari-ST auf der CES vor. Er war wie der Mac mit dem 68000 ausgestattet und arbeitete
mit der grafischen Benutzeroberfläche GEM. Auch sein brillianter S/W-Monitor mit
71hz Wiederholfrequenz beeindruckte die Besucher. Apple dürfte der Preis Angst
eingejagt haben: der ST sollte nur 3500 Mark kosten, weit billiger als der Mac.
Journalisten tauften den ST (eine Abkürzung für Sixteen/Thirtytwo) ´Atari Jackintosh´.
Nach ersten Plänen sollte der 130ST mit 128 KByte erscheinen, doch der wurde nie
verkauft, stattdessen erschien der 520ST mit gigantischen 512KByte-RAM. Die meisten
wußten nicht, was sie mit soviel Speicher anfangen sollten. Oder, wie die Data
Welt in ihrer Frühjahrs-Ausgabe ´84 schrieb: "[...] Allerdings sollte, wer
BASIC-Programme größer als 39K schreibt, ohnehin einmal seinen Programmierstil
überprüfen."
(damals bezogen auf den C264). Bei Atari rotierte das Hardware-Roulett:
der 520ST+ und der 1040STF wurden angekündigt (mit 1 MByte-Ram).
Sechs Monate später hatten Commodore und die eigentlichen Erfinder des Ur-Amigas den Amiga
fertiggestellt. Bei seinem Erscheinen galt er sofort als Traumcomputer, mit fantastischen
Grafik- und Soundmöglichkeiten, er war z.B. der erste Computer, dessen Sound-Chip (Paula) mit
Sound-Samples arbeitete. Ebenso konnte er im HAM-Modus (Hold-and-Modify) 4096 Farben
gleichzeitig darstellen. Commodore schien auch sehr begeistert zu sein, sie sahen
im Amiga einen Konkurrenten für den IBM-PC und Apple. Vollmundig als ´Mediencomputer´
angekündigt, mußte man 7000 Mark auf den Tisch legen um ihn zu kaufen. Es dauerte dann
auch noch einige Zeit, bis der Amiga über die Ladentische ging, während die ersten
STs schon verkauft wurden. Sein Image als Medien-Computer blieb den Amiga bis heute
erhalten. Die ersten Produkte waren folgerichtig Spiele, Animationssoftware, Mal- und
Soundprogramme. Ernstzunehmende Textverarbeitungen u.ä. erschienen erst später.
Die Verzögerung lag daran, daß der Amiga erst als Videospiel konzipiert war. Als
Commodore jedoch die kleine Firma, die den Amiga entwickelte, kaufte, wollten sie
einen Computer daraus machen. Ein schon existierendes Betriebssystem, ´Trippos´ von Metacomco, wurde
für den Amiga umgeschrieben, anstatt ein neues zu entwickeln (vielleicht ist das
auch der Grund, weshalb viele Programmierer über das OS des Amigas jammerten).
Sorgen machte sich unterdessen Apple. Der Macintosh
konnte sich nicht so gut verkaufen wie der ´Jackintosh´. Nur der Apple 2
hielt Apple am Leben. Schließlich kam es zu Massenentlassungen und
großen internen Querelen. Ähnlich wie bei Commodore, kam
es zu einem Machtkampf zwischen einem Visionär (Steve Jobs) und einem kalkulierenden
Manager (John Sculley). Steve Jobs, einer der Erfinder des Macs, ging und verkaufte
seine gesamten Apple-Aktien bis auf eine. Mit dem Geld gründete er die Computer-Firma
NeXT, die erst 1989 ihren Computer, den NeXT, fertigstellten.
Die japanischen Firmen und Philips gaben nicht auf: Mit dem MSX II sollte er endlich
kommen, der Standard für die Heimcomputer. Auch diese Generation war hochinteressant,
besaß Multimedia-Fähigkeiten, als die PCs noch mit CGA rumgurkten und hatte eine
ein noch besseres Basic. Aber in Deutschland fanden sich trotzdem nicht allzuviele
Freunde des Computers, der sich in Japan und den Niederlanden hervorragend verkaufte.
Vielleicht lag es auch daran, daß Atari und Commodore den MSX-Firmen die Show stahlen.
Diesmal waren übrigens wesentlich weniger Firmen als bei MSX-1 dabei, bei MSX-2+
wurden es dann nur noch eine Handvoll. Ein dritter Versuch fand schon nicht mehr in
Deutschland statt und tauchte nur in einem Leserbrief auf, der in der Happy Computer
erschien: Der MSX 2 Plus.
Umgekehrt scheiterte übrigens der Versuch Commodores, mit der japanischen Version
des C64 in Japan Fuß zu fassen, bei der man mit der Shift/Lock-Taste auf die
japanische Silbenschrift Katana umstellen konnte.
Ende ´85 fängt die Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften an, auch
Computer-Spiele zu indizieren, was nicht ganz ohne Folgen blieb.
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Letztes Update: 2.9.1996